...........   nur wer AUTHENTISCH ist, zeigt  ECKEN UND KANTEN ... UND JENE BILDEN EINEN RAUM

Neubau eines Kindergartens

Ein Pilotprojekt vom Land Hessen

in Schwalmstadt-Treysa

  • 21-strom
  • 19-Hephata_Dachformen_aus 1993
  • 11_Hephata_Dachformen
  • 20_Dachformen_aus 1993
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Für den Integrativ-Kindergarten in Schwalmstadt-Treysa habe ich eine ganzheitliche Konzeption erarbeitet, die auf die Eigenart des Kindes abgestimmt ist. Im Vordergrund stand die Erfüllung und Berücksichtigung von Bedürfnissen des wachsenden Organismus des Kindes, sowie die Vermeidung von Störungen und Fehlentwicklungen, unter Berücksichtigung der noch nicht ausgereiften Gehirnstrukturen, welche sowohl für die Entwicklung der Sinne, der Motorik und des Gemüts verantwortlich sind.

Es sollte ein Ort der sinnlichen Erfahrungen, Freude, Spielens und des Lernens werden. Ein Ort des Erlebens, Fühlens, Spürens und Beobachtens. Ein Ort der Selbsterkenntnis von Erzieher/Innen, Eltern Angehörigen und sonstigen am Leben des Kindergartens Beteiligten, die die scheinbar "sinnlosen Handlungen" der Kinder begreifen und sie zur Grundlage ihre Arbeit und der persönlichen Selbstentfaltung machen.

Der Prozess des Sich-Auseinandersetzens mit diesen Umfassenden Gesichtspunkten wurde bei der Realisierung auf die ausführenden Firmen Übertragen und später auch auf die Arbeit der Erzieher/Innen.

Ziel ist, die Interessen der Kinder zu artikulieren und auf sie aufmerksam zu machen. Bei der Planung wurde auf die Gestaltung einer erlebnisreichen Umgebung großen Wert gelegt. Es entstanden Räume, die großzügig und auch kuschelig bemessen sind, die tief und hoch sind, die mit Licht durchflutet, aber auch vor Licht geschützt sind.

Die Räume sind in ihrer Struktur klar und elementar. Sie sind so angelegt, dass ausreichend Platz für alle ist, für die schwächeren und die stärkeren, für die wachen ebenso wie für die langsamen, für die verträumten und für die ruhebedürftigen Kinder.

Die Gruppen sind mit allen dazugehörigen Funktionsräumen in einzelnen Häusern beherbergt, die in unterschiedlichen Farben innen und außen angestrichen sind. Das unverwechselbare „Haus-Gesicht“, äußeres Erscheinungsbild des Hauses, hat für das Kind eine besondere Orientierungskraft. Eine eigenwillige Architektur regt die kindliche Phantasie an, erzeugt Assoziationen und fordert Identifikation mit dem Haus. In einer erlebnisreichen Umgebung werden Gefühle und Empfindungen reicher entwickelt. Dadurch wird ein phantasievolles und lebendiges Spiel entstehen. 

Es war ein Versuch, eine Umgebung mit vielseitigen Anregungen und Reizen ( im positiven Sinne)

zu schaffen, die bei den Kindern nach eigenen Bedürfnissen zu Erfahrungen führen können. Um diesem hohen Anspruch gerecht zu werden, ist es erforderlich, in der pädagogischen Arbeit einen „Freiraum“ und ein „Loslassen“ zu ermöglichen. Die ErzieherInnen müssen bereit sein , die Fäden aus der Hand zu geben und die Kinder machen zu lassen.


Während ein Raumprogramm mehr die Funktionen und Tätigkeiten beschreibt, waren mir folgende Aspekte wichtig:


  • Raumvorstellungen zu konzipieren und umzusetzen

  • Innenarchitektur und Ausstattung

  • Mobiliar und feste Einbauten

  • Gestaltung der Wände, Fußböden und Decken

  • Berücksichtigungen der Himmelsrichtungen

  • Licht und Farbe

  • eine ausgewogene Akustik

  • ein behagliches Raumklima

  • der Übergang in das Außen-Spiel-Gelände und

  • der Außen-Raum


Der Kindergartenentwurf entstand von Innen heraus und ging von dem pulsierenden Leben der Kinder aus. In der Außenhülle spiegelt sich das Innenleben wieder, das Hausgesicht erscheint harmonisch, freundlich und individuell.


Ein Makrokosmos


Eingang und Kommunikationshalle stellen in der Mitte des Gebäudes die „Sonne“ dar, um die einzelnen „Planeten“ mit ihren spezifischen Raumwelten – den zwei Regelgruppen, eine Integrativgruppe, ein Mehrzweckhaus und ein Personalhaus – kreisen.

Die Halle ist ein zentraler Ort, wo der Tagesablauf von 59 Kindern beginnt und endet. Durch ihre Größe und den Zusammenschluss mit dem Mehrzweckraum bietet sie genügend Freiraum, damit Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben können.


Das Miteinander steht bei der Halle auch im Vordergrund:


  • gemeinsam Feste und Veranstaltungen wie Kinderaufführungen oder Konzerte

  • gemeinsames Essen

  • die Begegnung der Eltern und ihrer Kinder und der Eltern untereinander


Den Mikrokosmos stellt jedes einzelne Oktogon-Haus dar. Die oktogonale Form der Häuser ist eine individuelle Form, die die acht Seiten der Lebens- und Wohnsituation des Menschen nach der Lehre Feng Shui- Familie – Wissen. Diese Raumstruktur ermöglicht mannigfaltige, räumliche und bauliche Veränderung, Spannung entsteht im Raum und Geborgenheit und Freiheit kontrastieren miteinander.


Jedes Haus is sowohl außen, wie auch innen, an den Farben für das Kind erkennbar. Sein Raumabschluss erhebt sich und lässt dadurch eine zweite Spielebene entstehen. Eine schmale Treppe mit einem Zwischenpodest führt hoch hinauf. Hier erleben die Kinder die Spannung zwischen oben und unten, man kann sich zurückziehen und dennoch beobachten, was unten los ist. Überall gibt es Durchblicke in die Gruppenräume, die Eingangsebene und die Kommunikationshalle. Oberhalb der Kommunikationshalle liegt eine Dachterrasse, von der aus das Kind durch den Blick in die Ferne und aus die Stadt eine völlig neue Perspektive erfährt.


Jedes Haus ist in seiner Fläche und in den Funktionen untergliedert: Gruppenraum, Kinderküche, Gruppennebenraum, Materialraum, Toiletten, Garderoben und Empore. Der Intensivraum neben dem Gruppenraum ist für die Kleingruppen und zum Zurückziehen gedacht.

Die Dachform des Hauses ist überproportional wie ein Kopf eines Kindes im Kindergartenalter. Die Öffnungen der Häuser sind nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet, damit die Kinder den Wandel der Sonne, den Rhythmus des Tages und den Wechsel der Jahreszeiten wahrnehmen können. Sie haben Gelegenheit, nach dem eigenen Rhythmus Erlebnisse und Erkenntnisse zu verarbeiten. Obwohl Kinder die stärksten Eindrücke durch andere Menschen erfahren, ist die äußere Umgebung das Hauptbetätigungsfeld der Sinne.Durch die Umwelt erfährt das Kind die Zusammenhänge zwischen Objekt + Subjekt und Ursache und Wirkung.


Daher wurde die Ausführung mit einfachsten Mitteln und Materialien realisiert.

Die Wände wurden schlicht gemauert, damit das Kind begreifen kann, wie ein Haus Schicht für Schicht, Stein für Stein entsteht. Die Decken mit Holzwollplatten als Verkleidung schaffen eine akustisch angenehme Umgebung.

Für die kleinen Forscher ist auf den Emporen eine Deckenkonstruktion aus ungehobelten Bauholz sichtbar gelassen. Die Fußböden haben unterschiedliche Materialien und Oberflächen, damit auch hier ein Kind haptische Erfahrungen machen kann. Lamellenparkett ist in den Gruppenräumen verlegt, weicher Kork auf den Emporen und Korklinoleum in der Kommunikationshalle, im Mehrzweckraum und im Werkraum.


Das „stille Örtchen“, das von Kindern so gerne als Rückzugmöglichkeit genutzt wird, erweckt die Erinnerung an einen warmen Ferientag am Meer mit Sand und Fischen.

Die Wände und Fußböden wurden an Stelle von Fliesen mit Linoleum aus farbigen Bildintarsien bezogen und mit aufgesetzten Fischapplikationen geschmückt. Ein Sägefisch, ein Delphin und eine Schnecke mit Murmeln möchten natürlich angefasst werden.


Ein weiterer wichtiger Planungsansatz war die Einbeziehung von Licht und Farbe in die Konzeption.

Die Farbbestimmung steht im Einklang mit den Himmelsrichtungen und den Lichtverhältnissen.

Das Oktogon-Haus im Osten wurde gelb-ocker lasiert, rosa-gelb für den Süden und Flieder-rosa für den Westen. Der Farbauftrag im Lasur-verfahren erzeugt eine geborgene, behütende Atmosphäre. Die Dichte der Wand wird aufgelöst, Transparenz und Offenheit kommen zur Geltung. Die Verbindung von Licht und Farbe sensibilisiert die Kinder und fördert dadurch die seelische, geistige und körperliche Entwicklung. Die verschiedenen Lichtverhältnisse wurden mitberücksichtigt.


Die Kindermöbel – Tische, Stühle, Schränke, Schubkästen – sind für Kinder nicht nur reine Zweckgegenstände. Sie sind so handlich und leicht, dass sie von Kindern selbstumgestellt und zum Bauen und Spielen verwendet werden können.


Die Sonne mit ihrer Energie wird gerade in der Übergangs- und Winterzeit tief ins Haus hereingeholt. Diese Kraft wird zur passiven Solarbeheizung genutzt. Der Heizenergiebedarf – 50 KW-Stunden pro Quadratmeter Nutzfläche im Jahr – liegt genau bei einem Drittel des Wertes, den die geltende Wärmeschutzverordnung vorsieht. Die genaue Ermittlung des Heizbedarfs sowie die Erarbeitung einer passiven Solarnutzung in Fußbodenleisten, war ein wichtiges Ziel im Hinblick auf die Energieeispaarung und niedrige Betriebskosten.


In diesem Kindergarten ist ein globales energie- und umweltfreundliches Wirtschaftsprinzip realisiert worden.

Der Ansatz begann bei der Einsparung von Baumaterialien und ging weiter mit der Auswahl von Baustoffen, die bei der Herstellung wenig Primärenergien verbrauchen und schadstofffrei sind.

Es wurde auch auf Minimierung des Erdaushubs geachtet sowie auf dessen Wiederverwendung im Außenbereich.



Vorrangiges Ziel des Kindergartens ist die Förderung der sozialen und emotionalen Bildung von Kindern in Vorschulater. Unter Berücksichtigung des Entwicklungsstands und der individuellen Fähigkeiten der Kinder fördert das Programm die für den Lernerfolg im Kindergarten und später in der Schule unverzichtbaren Basisfähigkeiten: Selbst- und Fremdwahrnehmung, Einfühlungsvermögen, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Wahrnehmung von Selbst- wirksamkeit und Eigenkompetenz, Motivations- und Leistungsfähigkeit, Beziehungsfähigkeit.


Hauptziel  ist das Üben, Erleben und Fördern von sozialen und emotionalen Fähigkeiten unter Einbezug von Körper, Geist und Seele. In Spielen, Übungen, Gesprächen, Liedern und mittels kreativer Methoden, werden die Kinder angeleitet, sich selbst und andere mit ihren speziellen Eigenarten und Emotionen bewusst wahrnehmen und gestalten zu können, aktives Körperbewusstsein zu entwickeln, die eigenen Sinne zu erfahren, Konflikte gewaltfrei zu lösen, nein sagen zu lernen. Um alle Sinne des Kindes anzusprechen, werden vielfältige Materialien in der Modulgestaltung verwendet: verschiedene Bastelmaterialien, Farben, Stoffe und Materialien unterschielicher Konsistenz, Musikinstrumente, kleine Sportutensilien, Bilder sowie Musik, die für das Programm speziell ausgewählt oder konzipiert wurden.




 
 
 
 
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